Nations League: So heißt der neue Wettbewerb für Nationalmannschaften, dessen Einführung von der UEFA beschlossen wurde. Sein Debüt soll die Nationenliga nach der WM 2018 feiern, wobei der Wettbewerb vor allem für kleine Verbände eine Revolution darstellen soll. Für das DFB-Team hat die Nations League Vor- aber auch Nachteile und entsprechend verhalten fallen die Reaktionen aus. Wir stellen euch die Nations League genauer vor.
In Europa wird es künftig neben der EM noch ein zweites großes Turnier für Nationalmannschaften geben: die Nations League. Das Votum auf dem dem Kongress der Europäischen Fußball-Union erfolgte ohne Gegenstimme. Das Turnier verspricht im Vorfeld Attraktivität, da es reihenweise zu hochklassigen Partien mit starken Nationen kommen wird. Doch wie wird die Nations League genau funktionieren?
- Nations League: Modus
Der finale Modus steht noch nicht fest und wird von der UEFA noch ausgearbeitet. Bislang steht aber schon fest, dass die 54 Mitgliedsverbände der UEFA anhand ihres Koeffizienten in vier Gruppen (A, B, C, D) eingeteilt werden. Jede dieser Gruppen besteht aus vier Staffeln, in denen drei oder vier Mannschaften spielen. Die Nationalmannschaften treten in Hin- und Rückspielen gegeneinander an, so dass jede Mannschaft zwischen September bis November vier oder sechs Länderspiele bestreitet. Die vier Gewinner der vier Staffeln der Gruppe A treten anschließend in einem Final Four gegeneinander an, um den Gewinner der UEFA Nations League zu ermitteln. In den restlichen Gruppen (B, C, D) wird dagegen um den Auf- und Abstieg gespielt.
Die Details für den neuen Nationalmannschaftswettbewerb sollen innerhalb eines Jahres unter dem Vorsitz von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ausgearbeitet werden. Dabei muss auch noch eine Trophäe ausgearbeitet und deren Form, Farbe und Größe festgelegt werden.
- Nations League: Neue EM-Chance für schwache Teams
Darüber hinaus wird für schwache Teams durch den neuen Wettbewerb ein Hintertür für die EM 2020, die erstmals in 13 Ländern ausgetragen wird, geöffnet. Denn aus jeder Division bekommen vier nicht-qualifizierte Teams die Chance, doch noch an den Play-offs im März 2020 für die EM teilzunehmen. Die Sieger werden im Rahmen eines Play-offs-Systems innerhalb der Divisionen ausgespielt.
Es ist angedacht, dass sich pro Division ein nicht qualifiziertes Land doch noch die Chance auf eine EM-Teilnahme erhält. Wenn sich beispielsweise alle Nationalmannschaften der stärker besetzten Gruppe A sowieso schon qualifiziert habe, dürfen zwei Mannschaften aus der Gruppe B zur EM fahren.
- Wann findet die Nations League statt?
Der neue Wettbewerb soll in einem Zwei-Jahres-Rhythmus stattfinden und zwar immer in den Jahren zwischen großen Turnieren (EM, WM). Oder anders ausgedrückt: Immer im Sommer der ungeraden Jahre (wie 2019, 2021, 2023) wird das Mini-Turnier (Final Four-Turnier) mit den vier besten Mannschaften durchgeführt. Die Gruppenspiele werden dagegen in geraden Jahren zwischen September bis November stattfinden.
- Was bedeutet die Nations League für das DFB-Team?
In erster Linie werden die Strapazen und Anzahl der Spieler für die Nationalspieler größer – das betrifft aber natürlich alle Länder. Vor allem Stars vom FC Bayern, Real Madrid, FC Barcelona und Co. sind im Dauereinsatz, wenn sie von den Bundestrainern für das ein oder andere Spiel nicht geschont werden. Die Nationalspieler der besten Champions-League-Mannschaften spielen jetzt schon rund 50 Spiele im Jahr, doch diese Zahl wird durch die Nations League noch einmal deutlich wachsen. Die Folgen liegen auf der Hand: Weniger Regeneration für die Nationalspieler und zugleich steigende Verletzungsgefahren.
Da Deutschland mit hoher Sicherheit in der Gruppe A mit den stärksten Fußball-Nationen Europas spielen wird, dürfen wir uns auf viele Duelle mit den stärksten Teams des Kontinents freuen. Denn in der Gruppe A werden Größen wie Spanien, Italien, Niederlande oder England vertreten sein, während die anderen Divisionen eher das Niveau von einer zweiten, dritten und vierten Liga haben. Sich mit den stärksten Mannschaften aus Europa zu messen, ist natürlich als Vorteil und Anreiz anzusehen. Auf der anderen Seite hat der DFB aber weitaus weniger Spiel- und Freiraum, sich seine Gegner für Testspiele auszusuchen. Aber es soll immer noch die Chance bestehen, dass man gegen attraktive nicht-europäische Nationen spielen kann, wie Argentinien oder Brasilien.
Gefahr für „echte“ Klassiker und Angst vor Übersättigung
Doch durch die Fülle an Klassikern, die die Gruppe A bereithalten wird, wie Deutschlang gegen Italien, Italien gegen Frankreich oder England gegen Spanien werden diese Spiele über kurz oder lang keine wirklichen Klassiker mehr sein, da man einfach zu oft gegeneinander spielen wird.
Zudem leiden auch indirekt künftige Welt- und Europameisterschaften durch die Nations League, da die Vorfreude auf die großen Turniere etwas getrübt wird und die Turnier verwässert werden. Den ein neuer Wettbewerb könnte auch dazu führen, dass die Fans irgendwann übersättigt sind und das Interesse nachlässt.
Nations League: Reaktionen auf Wettbewerb fallen sehr unterschiedlich aus
- Wolfgang Niersbach (DFB-Präsident): „Es war ein langer Prozess, und ich verhehle nicht, dass der DFB und auch ich persönlich ganz offen Bedenken geäußert haben. Die Skepsis ist sicherlich auch noch nicht total verschwunden. Aber wir müssen akzeptieren und respektieren, dass die Mehrheit der Verbände ganz einfach etwas ändern möchte.“
- Joachim Löw (Bundestrainer): „Wir wollen am liebsten immer gegen die großen Nationen im Weltfußball spielen. Nur dann können wir uns weiterentwickeln. Wenn dies innerhalb der Nations League für uns gewährleistet wird, können wir aus rein sportlicher Sicht damit leben. Aber die Termine und Gelegenheiten hierfür zu finden, wird sicher nicht einfacher.“
- Oliver Bierhoff (Manager Nationalmannschaft): „Ich bin ein Freund davon, Neuerungen offen entgegenzutreten. Aber wir alle stehen in der Verantwortung, die Schraube nicht zu überdrehen.“
- Karl-Heinz Rummenigge (Vorsitzender FC Bayern und der europäischen Club-Vereinigung ECA): „Wir sind nicht gegen den Nations Cup, weil der Rahmenterminkalender unangetastet bleibt. Wenn mehr Details bekannt sind, wird die ECA die möglichen Auswirkungen auf den Klubfußball analysieren. Wir haben Verständnis, dass speziell die kleinen und mittleren Nationalverbände die Freundschafts-Länderspiele nicht mehr vermarkten können. Jetzt ist es wichtig, ein Format zu entwickeln, das den Geschmack der Fernsehsender, Fans und Sponsoren findet. Ein positiver Aspekt ist, dass unsere Spieler für Freundschaftsspiele nicht mehr rund um die Welt fliegen müssen.“
- Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): „Ich habe jetzt zu Hause nicht direkt ein Freudenfest angezettelt. Die Spieler oder Trainer sind sicher nicht in einer Sekunde gefragt worden. Die Sommerpause ist für so ein Turnier der schlechteste Zeitpunkt.“
- Klaus Allofs (Manager VfL Wolfsburg): „Zunächst einmal bleibt abzuwarten, wie ein solcher Wettbewerb im Detail umgesetzt werden soll. Wenn durch zusätzliche Abstellungsperioden eine noch höhere Belastung auf die Spieler zukommen würde und damit einhergehend weniger Zeit für Regeneration bliebe, kann man das nicht gutheißen. Die Interessen der Bundesligavereine müssen gewahrt bleiben. Natürlich besteht bei der Einführung eines weiteren Wettbewerbs die Gefahr einer gewissen Übersättigung.“
- Leo Windtner (Präsident Österreichischer Fußball-Verband): „Der neue Wettbewerb ist eine Aufwertung gegenüber den bisherigen Freundschaftsspielen. Und es ist eine neue Chance, sich für ein Großereignis zu qualifizieren.“
- Greg Dyke (Vorsitzender der englischen Football Association): „Grundsätzlich halten wir das für eine interessante Idee. Die größte Herausforderung ist es, ein detailliertes Format zu entwerfen. Aber eine Nationenliga, in der wir gegen die die Top-Nationen spielen, könnte sehr attraktiv sein.“
- John Heldt (Vorsitzender Dänischer Fußball-Verband): „Die Nationenliga schafft den Rahmen für interessante Spiele, in denen es einerseits um etwas geht. Zur gleichen Zeit können sich die Spieler einspielen und wir unser Team gut anpassen.“
Weitere Informationen rund zur UEFA NAtions League könnt ihr auf der Homepage des DFB finden.
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