Messi wird ihn nie ablösen können
Für den letzen Weltmeistertitel für Argentinien war vor allem ein Mann verantwortlich: Diego Maradona. Er machte den Unterschied und wurde auch beim damaligen Titel zum besten Spieler gekürt. Vier Jahre später trat er wieder gegen Deutschland. Im Finale von 1990 wurde er kaltgestellt durch Guido Buchwald. Er bekam von den Medien den neuen Vornamen Diego. Aus Guido Buchwald wurde „Diego“ Buchwald. Im Endspiel 2014 muss das deutsche Team nun Messi ausschalten. Er kann der neue Volksheld in Argentinien werden.
Nach 28 Jahren soll Lionel Messi die Argentinier zum Titel führen
Ähnlichkeiten der beiden Weltstars sind zu erkennen, da damals wie heute das Team von ihrem jeweiligen Superstar abhängig ist. Das Messi das Finale gegen Deutschland entscheiden kann, daran zweifelt keiner. Doch Messi zum neuen Maradona zu erklären, wäre zu früh. Zu unterschiedlich sind die beiden Charaktere, geliebter Volksheld der eine, bewunderter Alleskönner der andere. Maradona riss ein Spiel nach Lust und Laune an sich; Messis Gala-Momente hingegen sind eingebettet in Phasen, in denen er, unschuldig lustlos, gar nicht da zu sein scheint. Maradona genoss mit kindlicher Eitelkeit allen Pomp und Luxus, der Sportstars heute offensteht, und ließ sich von verschiedenen Dinge auf Abwege verführen.
In der Fussballschule Barcelonas groß geworden
Messi hingegen, der in Barcelonas „La Masia“ zu Demut und Bescheidenheit erzogen wurde, lebt abgeschottet von der Öffentlichkeit primär für die Perfektionierung seines Spiels. Erst in jüngerer Vergangenheit lernte die Welt auch den unzufriedenen, schlecht gelaunten Messi kennen, der unbedingt mehr verdienen wollte wie sein Rivale Ronadlo. Trotz allem ist er ganz anders wie Maradona. Es gibt aber die Augenblicke, da sich die Majestäten des argentinischen Fussballs in der Nachfolge des jüngst verstorbenen Alfredo di Stefano auf dem Feld ähneln. Messi kopierte 2007 in einem Cup-Spiel des FC Barcelona Maradonas Geniestreich gegen England fast aufs Haar – mit Antrittsschnelligkeit, Leichtigkeit, Zielstrebigkeit, die weltweit einzigartig sind, verliert man Maradona kurz aus den Augen. Doch was Maradona Messi voraushat, ist dieser Tage augenscheinlich: Maradona war Weltmeister und dabei ein grandioser Anführer seiner Mannschaft. Das hat Messi noch nicht geschafft. Er war bis zur WM 2014 noch nicht einmal nahe dran an dem Triumph, der ihm zur Krönung fehlt, nachdem er mit Barça alles Mögliche längst gewonnen hat. 2006 machte er erstmals Bekanntschaft mit den Deutschen, als er als 19-jähriger von der Bank aus mitverfolgen musste, wie die Albiceleste im Viertelfinal im Elfmeterschießen scheiterte. 2010 war er dann dabei, als die von Maradona betreuten Argentinier erneut gegen Deutschland im Viertelfinal unterlagen, diesmal eindeutig mit 0:4. Der 1,69 Meter große Künstler blieb in seiner Heimat eher „La Pulga (der Floh)“, er wird noch nicht vergöttert wie Maradonna.
In Brasilien blüht er auf
In Brasilien spielt er ein herausragendes Turnier. Er wird alle Herzen erobern, wenn er Argentinien nach 24 enthaltsamen Jahren wieder zum Titel im Nachbarland führt. Er, der wie Maradona die Nummer 10 trägt und das Team als Kapitän anführt, verbucht vier WM-Tore und verkörpert Argentiniens Hoffnungen auf den Titel. Mit 92 Länderspielen und 42 Toren ist er Maradona bereits voraus (91/34), doch dem Idol ganz nahegekommen ist er trotz vielen Rekorden noch nicht. Dafür glänzt er zu oft aus dem Stand-by-Modus heraus, wenn er plötzlich und in Windeseile Fahrt aufnimmt zu einem goldenen Augenblick. Vermutlich würde Messi auch nach einem Finalsieg die Nummer 2 in der argentinischen Fussballhelden-Ikonografie bleiben. Maradona war in seiner Wildheit, Entschlossenheit, Masslosigkeit ein Naturereignis. Lionel Messi ist eher ein Naturtalent mit der Gabe, seine Ziele bei Gelegenheit sicher anzusteuern.