Sicherheitsfußball statt attraktiven Powerfußball? Viele namhafte Taktikforscher gehen davon aus, dass bei der WM 2014 aufgrund der vorherrschenden Bedingungen eher fußballerische Magerkost statt schnellen, mitreißenden und attraktiven Fußball auf dem Plan stehen.
„Ich glaube, dass die Bedingungen in Brasilien das Tempo bestimmen werden. Man wird nicht viel Pressing sehen“, erklärte der ehemalige Liverpool-Trainer Gerard Houllier, der als Mitglied der Technical Study Group den Confederations Cup 2013 genauestens unter die Lupe genommen hat. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit in manchen Spielorten sowie der langen Reisen über mehrere tausend Kilometer, werde es einigen Spielern und Mannschaften einfach an Kraft fehlen. Entsprechend wird es zu „vielen taktischen Veränderungen“ kommen, wie auch Brasiliens Doppel-Weltmeister Cafu vorhersagt. Am Zuckerhut wird der moderne Fußball massiv Tempo einbüßen.
Südamerikaner bei WM 2014 klar im Vorteil
Damit dürfte sich auch DFB-Teammanager Oliver Bierhoff bestätigt fühlen, da dieser die südamerikanischen Teams und allen voran Gastgeber Brasilien bei der WM 2014 im klaren Vorteil sieht. „Wenn man in der Hitze oder im Regen spielt, muss man den Ball sicher in den Fuß spielen können. Deswegen ist Brasilien gefährlich, weil sie daran gewöhnt sind“, erklärte Houllier weiter.
Kräfte sparen und schnelles Umschaltspiel als Erfolgsrezept
Doch wie lautet das Erfolgsrezept, damit die WM-Teilnehmer erfolgreich sind. Man muss mit seinen Kräften sparsam umgehen, lautet Houlliers Ratschlag. „Man braucht eine Strategie.“ Das kraftraubende Pressing, bei der die Mannschaften hoch stehen und den Gegner schon frühzeitig attackieren, ist hierfür garantiert die falsche Lösung.
Weltmeister 2014 werde das Team, das schnell und fehlerfrei von Abwehr auf Angriff und umgekehrt umschalten könne. Für die deutsche Nationalmannschaft kein schlechtes Omen, zumal Bundestrainer Jogi Löw dieses Prinzip predigt und die Nationalspieler vom FC Bayern und Borussia Dortmund es vom Verein gewohnt sind. Hier lautet die Maxime, den Ball vom Gegner schnellstmöglich zurückzuerobern und mit Tempo in die noch ungeordnete gegnerische Abwehr einzudringen.
Vollgas-Fußball bei WM 2014 nicht möglich
Aufgrund der klimatischen Bedingungen in Brasilien werden wir bei der WM 2014 mit Sicherheit einen anderen Fußball sehen, als er von vielen europäischen Spitzenmannschaft derzeit praktiziert wird. 90 Minuten Vollgas sind schier unmöglich. Das musste beispielsweise auch der amtierende Welt- und Europameister Spanien während des Confed Cup am eigenen Leib erfahren. Im Duell gegen Uruguay (2:0) wurde im ersten Durchgang eine zu hohe Intensität angeschlagen, mit der Folge, dass die Spieler laut Trainer Vicente del Bosque um „Pausen bemüht“ waren.
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