Teil 3 des 4. Spieltags in der EM-Qualifikation steht an, wobei es am heutigen Sonntag zu einigen brisanten Duellen im Kampf um die EM-Tickets kommt. Die WM-Teilnehmer Niederlande und Belgien dürfen sich keinesfalls einen Patzer leisten, während die Türkei schon das vorzeitige Aus droht. Derweil wollen die frechen Isländer weiter für Furore sorgen, während es in Italien zu einem Spitzenspiel zwischen der Squadra Azzurra und Kroatien kommt.
Gruppe A: Niederlande unter Druck – Topspiel Tschechien vs. Island
In der Gruppe A zählt für die Niederlande nur ein Sieg. Selbst bei einem Unentschieden gegen Lettland hat Nationaltrainer Guus Hiddink seinen Rücktritt angekündigt und setzt sein Team gehörig unter Druck. Aber das ist auch kein Wunder, denn aus drei Partien gab es für die Elftal nur einen Sieg. So liegt das Team des 68-Jährigen nur auf dem 3. Platz und hat auf das Führungsduo Island und Tschechien bereits sechs Zähler Rückstand. Auch für Bayern München Star Arjen Robben zählt nichts anderes als ein Sieg: „Nun müssen wir gegen Lettland gewinnen und uns dann unter dem Weihnachtsbaum ein paar ernsthafte Gedanken machen.“ Auch Oranjes Sportchef Valentijn Driessen nimmt das Team gehörig in die Pflicht und macht unmissverständlich klar: „Wenn die Nummer drei der WM vier Monate später der Karriere von einem der größten Trainer in unserer Geschichte ein solches Ende bereitet, dann sollte man sich schämen.“
Helfen könnte den Niederländern nicht nur ein Sieg, sondern auch die Tatsache, dass die beiden Erstplatzierten in Pilsen direkt aufeinander treffen. So empfängt Tschechien als Zweiter den Überraschungsersten aus Island. Beide Nationen haben jeweils drei Siege auf der Habenseite und somit eine blütenweiße Weste. Auch für den ehemaligen Dortmunder und Tschechiens Kapitän Tomas Rosicky ist die Konstellation des Spiels überraschend: „Damit konnte niemand rechnen, dass beide Mannschaften im November mit optimaler Punktausbeute aufeinandertreffen.“ Weder beim Sieg gegen die Niederlande noch gegen die Türkei waren die Tschechen das bessere Team, doch die stärkere Psyche gab schlussendlich den Ausschlag über Sieg und Niederlage. Nur die Isländer sind noch besser in die Qualifikation gestartet, und mussten in allen drei siegreichen Spielen noch nicht einmal ein Gegentor hinnehmen. Der Grund für das tolle Auftreten ist eine starke Generation von Spielern, die physisch und mental gereift sind und ihre Erfahrung im Ausland sammeln. So erzielte der frühere Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson, jetzt in Diensten von Swansea City in der englischen Premier League, mit vier Toren die Hälfte aller Treffer für sein Land.
Auch die abgeschlagene Türkei steht in Istanbul gegen Kasachstan mit dem Rücken zur Wand und dürfte bei einer Niederlage endgültig die Hoffnungen auf eine EM-Qualifikation begraben. In dem so wichtigen Spiel muss Trainer Fatih Terim wegen interner Querelen auf die Leverkusener Hakan Calhanoglu und Ömer Toprak verzichten. Sollte seine Mannschaft nicht gewinnen, wird er wohl seinen Job los sein.
Gruppe B: Belgien greift nach Tabellenführung
In der Gruppe B will Belgien (4 Punkte) im Heimspiel gegen Tabellenführer Wales (7) um Superstar Gareth Bale mit einem Sieg nach Punkten gleichziehen. Vor dem Waliser Ausnahmespieler ist Belgiens Coach Marc Wilmots aber nicht unbedingt bange: „Wir haben schon gegen Robben und Messi gespielt und bewiesen, dass wir ihren Wirkungskreis eindämmen können. Jeder spricht über Bale, aber Ramsey ist auch ein guter Spieler. Wales hat seine Qualitäten, aber wir wollen gewinnen.“ Noch liegt Belgien auf Platz drei, hat aber das Spiel gegen Israel in der Hinterhand. Mit Eden Hazard, Romelu Lukaku und Kevin De Bruyne haben die Roten Teufel außergewöhnliche Fußballer in ihren Reihen, mussten sich aber am letzten Spieltag mit einem 1:1 in Bosnien-Herzegowina begnügen. Umso wichtiger ist es daher, die Punkte gegen Wales einzufahren. Doch auch die Waliser träumen nach den drei ungeschlagenen Spieltagen von einer Teilnahme bei der EURO 2016. Gegen Andorra und Zypern gab es zwei mühevolle 2:1-Siege, rang aber dem höher eingestuften Team aus Bosnien-Herzegowina ein 0:0 ab.
Sollte Wales in Belgien Punkte liegen lassen, dann könnte Israel (6) mit einem Sieg gegen den WM-Teilnehmer Bosnien (2) die Tabellenführung übernehmen. Nach zwei Spielen steht das Team von Eli Guttman ohne Punktverlust auf Platz zwei, trifft aber nach Andorra und Zypern auf den ersten starken Gegner in der Gruppe. Auch der Gast aus dem ehemaligen Jugoslawien muss endlich dreifach Punkten, um den Abstand zu den vorderen Plätzen nicht schon früh zu verlieren.
Gruppe H: Italien lädt Kroatien zum Spitzenspiel – Norwegen lauert
Italiens Nationalspieler Daniele De Rossi geht voller Zuversicht in die Spitzenpartie gegen Tabellenführer Kroatien am Sonntag. “Wenn wir gegen Kroatien ein gutes Spiel machen, und das werden wir, hilft uns das, noch mehr Vertrauen zu bekommen“, so der 31-jährige Routinier. „Wir müssen uns wieder daran gewöhnen, gegen die Großen zu gewinnen und Kroatien ist eine große Mannschaft“, erklärte Routinier De Rossi, der vor seinem 100. Länderspieleinsatz steht. Beide Teams führen mit drei Siegen aus drei Spielen gemeinsam die Gruppe H an. Damit es gegen Kroatien den vierten Erfolg in Serie gibt, setzt Trainer Antonio Conte voraussichtlich auf das Angriffsduo Ciro Immobile von Borussia Dortmund und Simone Zaza von US Sassuolo Calcio. Doch auch Kroatien will sich in Italien keineswegs verstecken und holte sich bei der 1:2-Niederlage am Mittwoch im Testspiel gegen Argentinien Selbstvertrauen. Denn obwohl die Männer vom Balkan nur mit einer ersatzgeschwächten Mannschaft antraten, verlangten sie dem Vizeweltmeister um Lionel Messi alles ab.
Während Gruppendritter Norwegen (6) beim Letzten Aserbaidschan leichtes Spiel und weitere drei Punkte einfahren dürfte, kämpft Bulgarien (3) gegen das punktlose Malta um die letzte Chance um nicht vorzeitig die EM aus den Augen zu verlieren.
