Vor dieser Mannschaft kann man sich nur verneigen und den Hut ziehen. Denn Costa Rica hat auch gegen die Niederlande nicht verloren. Trotzdem muss die Turnierüberraschung der Fußball-WM 2014 in Brasilien nun die Heimreise antreten. Das ist natürlich doppelt bitter. Nach einem packenden Viertelfinale verloren die Costa-Ricaner nach torlosen 120 Minuten letztendlich mit Pech im Elfmeterschießen. Denn Hollands Bondscoach Louis van Gaal hatte da einen Plan. Und der ging auf.
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Salvador. Das zweite Halbfinale steht fest! Am kommenden Mittwoch (9. Juli) stehen sich die Nationalmannschaften aus Argentinien und den Niederlanden gegenüber. Für Oranje ist das endlich die Chance, Revanche für das verlorene Endspiel 1978 zu nehmen. Und vielleicht bekommen sie dann gleich Gelegenheit, im Finale 2014 auch das verlorene Endspiel von 1974 vergessen zu machen. Dann nämlich, wenn sich einen Tag zuvor Deutschland im ersten Halbfinale gegen WM-Gastgeber Brasilien durchsetzen wird. Doch zurück zu den Viertelfinalspielen: Argentinien bezwang zunächst Belgien mit 1:0. Die Niederlande mussten gegen Costa Rica bei dieser WM erstmals in die Verlängerung. Im anschließenden Elfmeterschießen setzen sie sich 4:3 durch.
Niederlande – Costa Rica: Louis van Gaal wechselt den Helden ein
In der Arena Fonte Nove hatte alles mit dem wuchtigen 5:1-Sieg der Niederlande gegen Spanien begonnen. Hier hätte es um ein Haar auch das Ende bedeutet für Oranje. 90 Minuten lang war Torwart Jasper Cillessen fast beschäftigungslos gewesen. In der 117. Minute tauchte Costa Rica in der Verlängerung dann doch einmal brandgefährlich im Strafraum auf. Und Cillessen musste gegen Umena in höchster Not per Beinabwehr retten. Das hätte er sein können, der Todesstoß für die Holländer, die viel zu fahrlässig mit einer Vielzahl ihrer Chancen umgegangen waren, die allerdings auch alles andere als geglänzt hatten gegen Costa Rica. Das 0:0 hatten sich die Mittelamerikaner dennoch verdient. Mit Leidenschaft, mit Herz – und mit einem abermals überragenden Keylor Navas zwischen den Pfosten.
Im ersten Durchgang passierte so viel nicht. Navas flog ein Mal, um einen tollen Freistoß von Wesley Sneijder noch aus dem Eck zu fischen (39.). Insgesamt war aber beiden Teams anzumerken, dass sie nicht bereit waren, zu viel Risiko zu gehen. Der zweite Durchgang wurde da schon lebendiger. Wie schon gegen Mexiko besaßen die Holländer vor allem in der Schlussphase ausgezeichnete Gelegenheiten zum Sieg. Erst verpasste Robin van Persie freistehend nach einer Flanke, traf denn Ball nicht. Dann war an der Nachspielzeit wieder van Persie zur Stelle. Endlich war Navas aus kürzester Distanz bezwungen, aber Tejeda lenkte das Leder irgendwie mit dem Bein noch an die Latte. Der Ball ging nicht über die Linie, das Spiel in die Verlängerung. Hier war es Sneijder, der kurz vor dem Elfmeterschießen noch ein Mal zu genau zielte und so nur die Latte traf.
Auch die allerletzte Aktion gehörte den Niederländern, besser gesagt: Louis van Gaal. Denn der Bondscoach tauschte seine Torhüter, wechselte Tim Krul von Newcastle United ein. Ein Keeper, dem nachgesagt wird, er sei so etwas wie ein Elferkiller. Das stellte Krul dann auch tatsächlich unter Beweis. Erst parierte er gegen Bryan Ruiz, später ein zweites Mal gegen Michael Umana. Und weil die Holländer ihre Elfer absolut traumhaft sicher verwandelten und Navas keine Chance ließen, stehen die Niederlande nun als viertes Team im Halbfinale.
Argentinien – Belgien: Gauchos geben sich abermals keine Blöße
Die Gauchos haben es schon wieder getan. Knapp setzten sie sich mit einem Tor Differenz auch gegen die Roten Teufel durch. Dieses Mal fiel der alles entscheidende Treffer aber schon in der achten Minute. Ein schwerwiegender Ballverlust von Vincent Kompany landete bei Angel di Maria, der einen richtig tollen Ball in die Spitze spielen wollte. Doch der Ball wurde abgefälscht – sehr zum Glück der Argentinier. Denn so kam Gonzalo Higuain doch noch an den Ball, hatte die wenigen Zentimeter Raum, die ein Angreifer seiner Klasse besser nicht haben sollte. Mit einem schönen Volleytreffer markierte der Stürmer vom SSC Neapel das 1:0.
Die Belgier suchten ihre Durchschlagkraft auch im zweiten Abschnitt – vergeblich. Viel wollte ihnen dieses Mal in der Offensive nicht einfallen. Ein Kraftakt wie in der Verlängerung des Achtelfinales gegen die USA gelang den Roten Teufeln nicht. Probiert hatten sie alles, sogar Daniel van Buyten in den Sturm beordert und die Brechstange ausgepackt. Es sollte nicht reichen. Argentinien spielte auch diese Partie souverän, eiskalt, abgebrüht und letztendlich eben auch erfolgreich. Geglänzt haben die Gauchos kaum. Aber in Sachen Effizienz sind sie schon jetzt Weltmeister.
So geht es weiter im Halbfinale: Zwei Traumpaarungen
Südamerika gegen Europa – so lauten die Paarungen im Halbfinale gleich zwei Mal. Am Dienstag (8. Juli) in Belo Horizonte will WM-Gastgeber Brasilien für seinen schwer verletzten Superstar Neymar alles geben, um trotzdem ins großes Endspiel im Maracana einzuziehen. Doch die Selecao muss gegen die deutsche Nationalmannschaft auch ohne ihren gesperrten Kapitän Thiago Silva auskommen. Im zweiten Semifinale am Mittwoch (9. Juli) fordern die Niederlande in Sao Paulo die Argentinier heraus. Das ist die Neuauflage des Endspiels von 1978. Spannender und hochklassiger geht es wohl kaum.