Peinlicher Fauxpas der FIFA. Der Fußball-Weltverband hatte eine Broschüre mit Reisetipps für Brasilien online gestellt, der im WM-Gastgeberland für heftige Kritik sorgte. Denn es wurden viele Klischees, laut denen die Brasilianer „unpünktlich“, „ungeduldig“ und „chaotisch“ sind. Zuvor sorgte schon Hauptsponsor Adidas mit einem sexistischen WM-Merchandising-Artikel für Ärger in Brasilien.
Die Beziehungen zwischen der FIFA und Brasilien sind angespannt. Nachdem sich bereits FIFA-Generalsekretär mit Jerome Valcke vor zwei Jahren wegen der langsamen Fortschritte beim Bau der WM-Stadien zu der Aussage hinreißen ließ, dass das Land „einen Tritt in den Hintern“ brauche, gibt es nun wieder Ärger. Denn die FIFA hatte einen Online-Reiseführer für WM-Touristen geschaltet, in dem man eine äußerst klischeebehaftete Sicht auf Brasilien zum Besten gibt. So müssen sich Besucher darauf einstellen, dass die Brasilianer „ungeduldig“, „unpünktlich“ und „chaotisch“ sind. An diesen Klischees ist aber allerdings auch viel wahres dran.
FIFA Reiseratgeber: Brasilianer sind „unpünktlich“, „ungeduldig“ und „chaotisch“
Das Echo aus Brasilien ließ natürlich nicht lange auf sich warten und mit Entrüstung reagierte man auf die Online-Broschüre. Viele Brasilianer fühlen sich von den Aussagen der FIFA verhöhnt, was angesichts von folgenden Passagen auch mehr als nachvollziehbar ist. So heißt es im Reiseratgeber mit dem Titel „10 Tipps zur Vermeidung kultureller Missverständnisse“, „Pünktlichkeit ist in Brasilien nicht gerade eine Wissenschaft“, „Geduldig Schlangestehen liegt nicht in ihrer DNA“, „In Brasilien werden Dinge meist auf die letzte Minute getan“ und „Brasilianer bevorzugen ein kultiviertes Chaos“. Zudem beinhaltete der Ratgeber ein Foto, auf dem zwei Brasilianerinnen in knappen Bikinis am Strand zu sehen waren, die ein paar Jungs beim Fußballspielen zuschauen.
FIFA nimmt Broschüre aus dem Netz
Zwar lässt sich der Eindruck gewinnen, dass die plumpen Klischees, die die FIFA beschreibt, ungewollt komisch sind, doch immerhin zeigt sich die FIFA reumütig. Angesichts der heftigen Kritik aus Brasilien wurde der Ratgeber aus dem Internet genommen, zumal man auch Missverständnisse vermeiden will. In einer Stellungnahme erklärte eine FIFA-Sprecherin: „Das Material sollte Fröhlichkeit vermitteln. Wir hatten keinerlei Intention, Kritik an Brasilien zu üben oder jemanden in irgendeiner Form zu beleidigen. Es sollte ein leichter und humorvoller Text sein. Das Ziel war, die entspannte Lebensweise in Brasilien darzustellen.“ Das ging gründlich in die Hose und die Reisetipps wurden vom WM-Gastgeberland und in einigen Medien als Provokation gewertet.
Adidas nimmt sexistische WM-Shirts aus dem Handel
Aber nicht nur die FIFA hat sich brasilianischen Unmut zugezogen. Zuvor hagelte es auch für den Hauptsponsor Adidas Kritik. Ursache hierfür war die Produktion von sexistischen T-Shirts für die WM 2014. Auf einem der WM-Fanartikel ist eine Frau im Bikini vor dem Zuckerhut abgebildet, darüber steht der zweideutige Spruch: „Lookin‘ to score“. Dieser ist sowohl als Anspielung auf ein erzieltes Tor beim Fußball als auch als auf einen sexuellen Kontakt zu interpretieren. Doch damit nicht genug. Denn auf dem zweiten WM 2014 T-Shirt von Adidas steht der Slogan „I love Brazil“ in Verbindung mit einem Herz, welches zugleich einen weiblichen Po darstellt.
Der deutsche Sportartikelhersteller, der auch Hauptausrüster der deutschen Nationalmannschaft ist, wurde vom brasilianischen Fremdenverkehrsamt aufgefordert, die T-Shirts aus dem Sortiment zu nehmen. Schließlich ist es für die Behörden schwer genug, dem Sextourismus in Brasilien die Stirn zu bieten. Adidas ist sich offenbar bewusst, dass man mit den T-Shirts über das Ziel hinaus geschossen ist und versprach, den Verkauf zu stoppen.