Um den Spielern von Bundestrainer Joachim Löw eine gezielte Vorbereitung auf das WM-Finale gegen Argentinien zu gewährleisten, werden sie von der Außenwelt abgeschottet. Kein Besuch, keine Interviews und keine Freizeit wird es mehr bis zum Finaltag am Sonntag geben. Löw zieht für den letzten Schritt zum Weltmeistertitel noch mal kräftig die Zügel an und macht die Schotten dicht. Am Mittwoch durften die Spieler mit ihren Frauen und Freundinnen relaxen, Tischtennis oder Karten spielen und einfach mal nichts machen. Doch nun gilt es jede Ablenkung zu vermeiden und den Fokus auf die Neuauflage der Final-Duelle von 1990 und 1986 zu richten. Wir zeigen euch, wie die deutsche Nationalmannschaft die letzten Tage verbringen wird und wann die DFB-Helden nach Deutschland zurückkehren.
Sekunden nach dem Erfolg der Argentinier im Elfmeterschießen über Holland, twitterte das DFB-Team höflich: „Herzlichen Glückwunsch, Argentina! Wir sehen uns am Sonntag im Finale“. Doch das soll es auch schon an Nettigkeiten gewesen sein, schließlich gilt es gegen die Gauchos den vierten WM-Titel heimzubringen.
„Europa gegen Südamerika – eine reizvolle Konstellation. Argentinien ist defensiv stark, kompakt, gut organisiert“, beschreibt Löw kurz nach dem Ende des zweiten Halbfinals die Endspielpaarung. Der Bundestrainer hatte sich zusammen mit der gesamten Mannschaft im Campo Bahia das Spiel auf einer Großbildleinwand angesehen. „In der Offensive haben sie überragende Spieler wie Messi und Higuain“, so der 54-Jährige, der den deutschen Fans für Sonntag gleich versprach: „Wir werden uns gut vorbereiten und freuen uns auf Rio.“
Volle Konzentration auf Argentinien: Keine Frauen, kein Alkohol, keine Interviews
Am Donnerstagvormittag durften die Familien-Angehörigen letztmalig für zwei Stunden ins Campo Bahia, doch dann wurde das deutsche Quartier bis zur Abreise nach Rio de Janeiro am Freitagnachmittag komplett abgeriegelt. Die Nationalspieler werden ihre Liebsten erst am Sonntag nach dem Finale in Rio wiedersehen. Denn ab jetzt gilt es, sich nur noch mit dem Endspiel zu beschäftigen. Am Donnerstag stand neben dem Training und der Pressekonferenz auch noch das Kofferpacken für die Rückkehr an die Copacabana auf dem Programm.
Zudem wurde nach dem Halbfinale gegen Brasilien ein Alkoholverbot ausgesprochen. Zuvor durften sich die DFB-Kicker an der Hotel-Bar durchaus einen Caipirinha oder Glas Wein schmecken lassen, doch damit ist jetzt Schluss. Schließlich soll die Regeneration der Spieler in keinster Weise gefährdet werden. Auch wird es auf Geheiß von Löw keine Interviews mit den Nationalspielern mehr geben.
Keine Überheblichkeit im DFB-Team
Bundestrainer Löw, der sich öffentlich nur auf der offiziellen Pressekonferenz am Tag vor dem Finale äußern wird, richtete bereits nach dem Einzug der Argentinier die ersten Worte an sein Team. Und auch wenn die Albiceleste einen Tag weniger Zeit hat um sich zu regenerieren und ihnen eine Verlängerung und das Elfmeterschießen in den Knochen steckt, dürfe dies ebenso wenig zur Überheblichkeit führen wie die deutsche Abfertigung Brasiliens. „Ich habe das Gefühl, dass bei uns alle geerdet und bereit für den letzten Schritt sind“, bestärkt Löw die Demut, von der er immer sprach.
Umzug nach Rio de Janeiro
Bevor am Freitagabend der Trip nach Rio beginnt, wird die DFB Elf noch einmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren und sich nach gut einem Monat endgültig aus dem Campo Bahia verabschieden. Ob der bislang überragenden Abwehrchef Mats Hummels dann schon wieder trainieren kann, ist noch fraglich. „Ich habe ein paar Probleme, hoffe aber, dass ich Sonntag wieder fit bin“, so der Dortmunder, der sich gegen Brasilien wegen einer Sehnenreizung im Knie vorscichtshalber nach 45 Minuten auswechseln ließ. Hummels ist aber Löws einziges Sorgenkind, der sonst, bis auf Shkodran Mustafi, aus dem Vollen schöpfen kann und keine Verletzten zu beklagen hat.
Am Samstag steht dann „Business as usually“ auf dem Programm. Neben dem Abschlusstraining im Maracana Stadion, findet noch die offizielle Pressekonferenz statt. Ansonsten wird Löw und sein Trainerstab seinem Team alles Wissenswerte über die Albiceleste vermitteln. „Wir müssen aber auch darauf achten, dass wir nicht verkrampfen“, hatte Löw erklärt und verwies auf den schwierigen Spagat zwischen nötiger Anspannung und der Portion Lockerheit.
Hoher Besuch: Merkel und Gauck kommen zum Finale
Mit genau dieser Kombination will Deutschland sich den vierten Stern schnappen und nach dem Gewinn der EM 1996 endlich wieder einen Titel feiern. Sollte dies gegen Argentinien gelingen, dann könnte es in einem Nobelhotel an der Copacabana zu einer riesigen Samba-Party mit einigen Überraschungen kommen.
Zum Finale haben sich sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch Bundespräsident Joachim Gauck angemeldet.
DFB-Team: Wo findet die (vermeintliche) Titelfeier statt?
Erst am Montagabend wird der DFB-Tross dann mit einer Chartermaschine nach Deutschland zurückfliegen. Bei einem Turniererfolg soll dann am Dienstag auf der Berliner Fanmeile, wie schon 2006, zusammen mit hunderttausenden Fans gefeiert werden. Für den Fall des Vize-Weltmeisters würde die Mannschaft ebenfalls am Montag nach Frankfurt/Main und von dort aus die Spieler in den Urlaub fliegen.
Der vierte Stern ist zum Greifen nahe, jetzt gilt es zuzupacken! Doch hierfür muss Argentinien am Sonntag bezwungen werden. Wie stark die Gauchos wirklich sind, verraten wir euch hier.