Je näher das erste Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Portugal (Montag, 16. Juni, 18 Uhr live ZDF) kommt, desto spannender wird die Frage, welche elf Spieler von Beginn an für den DFB auflaufen werden. Dabei könnte es durchaus die ein oder andere Überraschung geben. Denn nachdem alle Spieler fit zu sein scheinen, könnte sowohl Bastian Schweinsteiger als auch Mesut Özil die Bank drohen.
Co-Trainer Hansi Flick bringt es auf den Punkt: „Wir haben 23 Spieler im Kader, elf davon werden gegen Portugal auflaufen.“ Doch wer diese elf Akteure im ersten WM-Gruppenspiel sein werden, konnte dem Assistent von Bundestrainer Joachim Löw nicht entlockt werden. „Wir haben ein Gerüst“, mehr wollte Flick nicht verraten. Beim letzten WM-Test gegen Armenien (6:1) spielte Philipp Lahm im defensiven Mittelfeld an der Seite von Sami Khedira, während Bastian Schweinsteiger vorerst auf der Bank Platz nehmen musste. Doch zuviel Beachtung sollte man dem letzten Test nicht geben, denn schließlich benötigten Lahm als auch Khedira dringend Spielpraxis. Dennoch scheint es durchaus denkbar, dass der Vizekapitän Schweinsteiger sich zum WM-Auftakt am 16. Juni gegen Portugal mit der Rolle des Ersatzmanns begnügen muss.
Lahm sieht sich als Mittelfeldspieler
Viele Experten sahen Bastian Schweinsteiger vor seiner Patellasehnenverletzung neben Khedira im Mittelfeld als gesetzt, doch da er seit dem 10. Mai kein Spiel mehr von Anfang an bestritten hatte, wackelt seine Position mehr denn je. Auch Lahm kehrte nach seiner Sprunggelenksverletzung vom DFB-Pokalfinale (am 17. Mai gegen Borussia Dortmund) erst wieder zur WM-Generalprobe gegen Armenien in die Startelf zurück, doch dabei überzeugte der 30-Jährige neben Khedira und untermauerte seinen Anspruch auf einen Startelfplatz im Mittelfeld. „Wenn man im letzten Spiel vor einer WM auf einer Position spielt, geht man auch davon aus, dass man auf der Position eingesetzt wird“, erklärte der DFB-Kapitän selbstbewusst nach dem Schützenfest.
Fakt ist, dass Lahm sich im Vergleich zu seinen Kollegen Khedira und Schweinsteiger, die die ganze Saison über mit kleineren oder schweren Verletzungen zu kämpfen hatten, in einer besseren körperlichen Verfassung befindet.
Auch Khedira hat sich nach seinem Kreuzbandriss im November 2013 zurückgekämpft und stand sowohl gegen Kamerun und gegen Armenien in der Anfangsformation. Bundestrainer Löw hatte unzählige Male betont, wie wichtig Khedria für das Team sei. Und auch Toni Kroos hat keineswegs seine Hoffnungen auf einen Platz in der deutschen Zentrale begraben. Warum auch, er hat als einziger Kandidat für die Halbposition im Mittelfeld die gesamt Vorbereitung bislang ohne jegliche Probleme absolviert.
Besonders gegen die offensiv starken Portugiesen mit ihren Superstar Cristiano Ronaldo ist eine defensive Variante mit einem Mittelfeld-Dreieck Schweinsteiger mit Lahm und Khedira durchaus denkbar. Gegen Armenien, die nach Aussage von Löw Portugal simulierten, spielten allerdings Khedira, Lahm und Kroos.
Kampf um die offensiven Plätze
Beim Blick in die Offensive scheint einzig Thomas Müller einen Stammplatz in der deutschen Nationalmannschaft sichern zu haben. Dabei winkt sowohl ein Platz auf dem rechten Flügel als auch in der Spitze. Lukas Podolski betrieb gegen Armenien, die man aber nicht als Standard nehmen darf, ordentlich Eigenwerbung und glänzte zusammen mit Andre Schürrle auf den Flügeln. Und was ist mit Mesut Özil und Mario Götze? Beide saßen im letzten WM-Test gegen Armenien nur auf der Bank. Vielleicht ein deutlicher Fingerzeig für die Partie gegen Portugal, zumal es im Falle einer Abänderung des bewährten 4-2-3-1-System auf ein 4-3-3 die klassische Özil-Position nicht mehr in dieser Form geben würde. Für Löw ist der Arsenal-Spielmacher, der in den letzten Monaten ein Schatten seiner selbst war, aber immer auch eine Option für die Position des Stürmers. Gleiches gilt übrigens auch für Götze.
Und auch für Miroslav Klose bleibt wohl vorerst nur ein Platz auf der Bank. Doch der einzige klassische Stürmer im WM-Kader der DFB-Auswahl sieht dem gelassen entgegen: „Ich bin auf alles eingestellt und kann der Mannschaft helfen – in welcher Form auch immer“, gab der 36-jährige Routinier nach dem Armenien-Spiel zu Protokoll: „Ob ich von Anfang an spiele oder reinkomme, das entscheidet der Trainer.“
Deutschland – Portugal: DFB-Abwehr mit Neuling Durm?
Was die Defensive angeht, scheinen die Würfel dagegen schon gefallen zu sein. In der Innenverteidigung haben vermutlich Per Mertesacker als auch Mats Hummels die Nase vorn, während Jerome Boateng die Rolle des Rechtsverteidigers bekleiden soll. Links rechnen viel Experten mit dem DFB-Shootingstar Erik Durm, der sich mit seiner unbekümmerten Spielweise viele Freunde gemacht hat und im Duell mit Benedikt Höwedes wohl das bessere Ende für sich verbuchen wird.
Und nachdem Manuel Neuer auch wieder torwartspezifische Übungen absolvieren konnte, scheint auch diese Frage geklärt zu sein wer denn im DFB-Tor stehen wird. Doch eines ist klar. Eine WM kann sehr lang werden, und jeder Spieler könnte wichtig werden.
Aufstellung: So könnte Deutschland gegen Portugal spielen
Neuer – Boateng, Mertesacker, Hummels, Durm – Lahm, Khedira, Kroos (Özil) – Schürrle, Podolski, Müller Müller
Deutschland – Portugal: Cristiano Ronaldo rechtzeitig fit
Bei Portugal zitterte man zuletzt stark um Superstar Cristiano Ronaldo, doch der Ausnahmestürmer scheint für die Partie gegen Deutschland rechtzeitig fit zu werden. Beim eindrucksvollen 5:1-Erfolg der Iberer gegen Irland im letzten WM-Test stand der 29-Jährige, der sich seit einiger Zeit mit Knie- und Oberschenkelproblemen herumplagte, in der Startelf und bereitete zwei Tore vor. Es ist jedoch fraglich, ob Cristiano Ronaldo gegen Deutschland volle 90 Minuten durchhalten kann.