Update II: Nach 90 Minuten steht es zwischen Belgien und den USA ebenfalls 0:0 – es kommt wieder zur Verlängerung! Am Ende gewinnt Belgien mit 2:1 nach 120 Minuten und zieht ins Viertelfinale ein. Dort wartet nun Argentinien.
Update I: Argentinien gewinnt in der Verlängerung mit 1:0 gegen die Schweiz und zieht ins Viertelfinale ein!
Deutschland hat mit viel Mühe und nach großem Zittern das Achtelfinale gegen Algerien für sich entschieden. Letztendlich reichte es zu einem 2:1-Sieg n.V., wobei die DFB-Auswahl aber insbesondere in der 1. Halbzeit eine grottenschlechte Vorstellung gebot. Aber auch der Viertelfinal-Gegner Frankreich bekleckerte sich bei seiner Aufgabe gegen Nigeria nicht gerade mit Ruhm, behielt aber dank zweier die Oberhand über Nigeria.
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Das haben sich die deutschen Spieler, Trainer und Fans sicher ganz anders vorgestellt. Statt eines Spazierganges ins Viertelfinale taumelte Deutschland nach einem wahren Kraftakt gegen Algerien in die Runde der letzten Acht. Hätten die Nordafrikaner ihre Chancen im ersten Durchgang besser ausgenutzt, wäre es für die Adlerträger richtig eng geworden. Aber am Ende steht das Weiterkommen und Deutschland hat bewiesen, dass es auch nach einer ganz schlechten Leistung gewinnen kann. Aber nicht nur die deutsche Elf hatte in ihrer Achtelfinal-Begegnung mehr Mühe als es ihnen lieb sein dürfte.
Video: Nach Sieg gegen Algerien: Spieler erleichtert, Fans enttäuscht
Als das DFB-Team am Fähranleger von Porto Seguro ankam, war den Protagonisten die Erleichterung nach dem 2:1 im Achtelfinale gegen Algerien deutlich anzusehen. Gegen Frankreich wird sich die DFB-Elf deutlich steigern müssen.
Deutschland – Algerien: DFB-Team taumelt eine Runde weiter
Zitterpartie! Arbeitssieg! Wie man auch immer den 2:1-Erfolg von Deutschland gegen den krassen Außenseiter bezeichnen will, bleibt die Erkenntnis, dass die DFB-Auswahl stark am Abgrund taumelte. Vor allem der unfassbar schwache Auftritt in der 1. Halbzeit ist und bleibt unerklärlich, indem sich die Defensive extrem wacklig präsentierte und sich- vor allem nach langen Bällen – haufenweise Stellungsfehler leistete, sodass Manuel Neuer mehrfach in bester Libero-Manier vor den schnellen Offensivspielern der Algerier retten mussten. Insbesondere die Außenverteidiger Benedikt Höwedes und der für den kurzfristig ausgefallenen Mats Hummels in die Startelf gerückte Skhordan Mustafi waren phasenweise völlig von der Rolle. Aber auch das sonst so ball- und passstarke Mittelfeld um Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Mario Götze oder Mesut Özil ließ sich von der deutlich spürbaren Verunsicherung anstecken und spielte Bälle ins Nirvana. Algerien muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass man die haarsträubenden Fehler und Nachlässigkeiten der Deutschen im ersten Durchgang nicht bestrafte.
Ab der 35. Minute fand die DFB-Auswahl langsam in die Partie und durch die Hereinnahme in der Halbzeit von Andre Schürrle (kam für Götze) wurde das deutsche Spiel schwungvoller. Abgesehen von einem schönen Distanzschuss von Philipp Lahm, den Algerien-Keeper M’Bohli mit den Fingerspitzen über den Kasten lenkte, blieben hockarätige Chancen aber vorerst Mangelware. In der 70. Minute musste Mustafi, der sich einen Muskelbündelriss zugezogen hat und damit für den Rest der WM ausfällt, runter und es kam Sami Khedira, so dass Lahm auf seine angestammte Position des Rechtsverteidigers rutschte. In der Schlussphase war Deutschland dem erlösenden Führungstreffer sehr nah, doch Thomas Müller, Schürrle und Schweinsteiger vergaben.
Die Entscheidung musste in der Verlängerung fallen, wo Deutschland einen Traumstart erwischte und Schürrle nach Müller-Vorarbeit mit Glück und Können per Hacke zum 1:0 traf. Bei den aufopferungsvoll kämpfenden Wüstenfüchsen, die aber immer noch Schwächen in der DFB-Abwehr offenlegten, schwanden die Kräfte und in der 119. Minute jagte Özil einen Nachschuss in die Maschen zum 2:0. Zwar kam Algerien noch zu seinem verdienten Treffer in der Nachspielzeit, aber letztendlich blieb es beim verdienten, aber sehr glücklichen 2:1-Sieg für Deutschland.
Algerien verabschiedet sich mit erhobenen Hauptes von der WM, während die DFB-Auswahl noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen ist. Gegen Frankreich darf man sich solche eklatanten Fehler natürlich nicht leisten, wobei die Franzosen aber auch bei weitem nicht so eine defensive Spielweise pflegen, wie sie die Nordafrikaner boten.
Stimmen zum Spiel:
Joachim Löw (Bundestrainer): „Nach so einem Spiel muss man durchschnaufen. Das war am Ende ein Sieg der Willenskraft. Solche Spiele gibt es bei einem Turnier. Auch andere Mannschaften wie Brasilien haben sich schwer getan, das ist kein Spaziergang. Unsere Stärke ist auch die Flexibilität. Heute haben wir wieder frische Spieler gebracht, die der Mannschaft geholfen haben. In der ersten Halbzeit haben wir uns schwer getan und viele Bälle verloren, in der zweiten Halbzeit und der Verlängerung waren wir dann schon die bessere Mannschaft. Wir hatten viele Chancen, deren Torwart ist teilweise über sich hinausgewachsen. Algerien hat oft unser Pressing umgangen und lange Bälle gespielt. Da waren wir sehr anfällig, und die haben das richtig gut gemacht. Da war es gut, dass Manuel die Bälle abfangen konnte, das ist sein Spiel.“
Philipp Lahm (Kapitän): „Wir wussten von Anfang an, dass es eine schwierige Aufgabe ist. Wenn wir die Chancen nicht machen, ist es schwer, es in 90 Minuten zu machen. Sie haben gut verteidigt. Dann ist es nicht leicht, sich Chancen zu erarbeiten. Im Konter waren wir heute nicht so gut. In der zweiten Halbzeit hatten wir Riesen-Möglichkeiten, dann muss man halt den Sack zumachen.“
Madjid Bougherra (Algerien): „Ich bin schon sehr stolz auf diese Mannschaft. Wir haben der ganzen Welt gezeigt, dass Algerien eine tolle Mannschaft besitzt. Spätestens jetzt kennen alle unsere Qualitäten. Wir haben bis zum Ende alles gegeben. Es war eine tolle WM von uns.“
Andre Schürrle: „Wir hätten es auch lieber anders geregelt, aber Algerien hat es heute gut gemacht und uns von Anfang an gestört. Wir haben uns vor allem anfangs schwer getan, am Ende hätten wir aber schon in der regulären Spielzeit das Tor machen müssen. Aber egal wie, wir sind im Viertelfinale. Gegen Frankreich reicht das auf keinen Fall, die sind offensiv stärker, da müssen wir uns steigern. Aber ich bin zuversichtlich. Bei meinem Hackentor war Glück mit dabei, aber ich wollte den schon so aufs Tor bringen.“
Manuel Neuer: „Ich habe meine Spielweise nicht verändert. Ich spiele öfter so. Das hat der Platz hergegeben, weil es ein bisschen nass war. Alles ist zu erklären, wenn man es vernünftig analysiert. Mit Frankreich wartet eine harte Aufgabe auf uns. Als der André kam, war ein bisschen Zug drin. Das hat Schwung gebracht, das tat uns gut. Wir müssen zielstrebiger nach vorne spielen.“
Oliver Bierhoff (Teammanager): „Man hat gesehen, wie die Jungs gefightet haben. Es war am Ende ein glücklicher, aber verdienter Sieg. Frankreich ist ein noch härterer Gegner, wir können uns jetzt immer weniger erlauben und müssen noch einige Dinge verbessern. Man sieht aber immer, dass wir einige Chancen herausspielen, auch wenn es nicht so gut läuft. Und wenn wir weiter effektiv spielen und gewinnen, passt mir das auch. Auch wenn es nicht ganz so leicht aussieht wie in anderen Spielen.“
Frankreich – Nigeria: Equipe Tricolore müht sich ins Viertelfinale
Les Bleus setzte sich mit 2:0 gegen Nigeria durch, wobei das Ergebnis das enge Spiel aber nicht widerspiegelt. Während Frankreich in der Vorrunde noch mit seinem Offensivfußball wie etwa beim 5:2 über die Schweiz die Fußballwelt verzückte, agierte die Deschamps-Elf gegen die Super Eagles lange Zeit sehr behäbig und ideenlos. Vor allem zwischen den Stürmern Karim Benzema und Olivier Giroud harmonierte es nicht. Die beste Chance für Frankreich hatte noch Paul Pogba, der aber mit seinem Volleyschuss an Keeper Vincent Enyeama scheiterte. Nigeria spielte seinerseits schwungvoll, allerdings ließen auch die Afrikaner die letzte Konsequenz vermissen. Nach äußerst dürftigen 45 Minuten, in denen Frankreich vieles schuldig blieb, ging es vor 67.882 Zuschauern im Estadio Nacional in Brasilia in die Kabine.
Im zweiten Durchgang sorgte Blaise Matuidi mit seinem rüden Einsteigen gegen Ogeny Onazi, der verletzt ausgewechselt werden musste, für den negative Höhepunkt, wobei der Mittelfeldspieler von Paris St. Germain von Glück reden konnte, dass er nur die Gelbe Karte gesehen hat. Als das Spielniveau mehr und mehr nachließ, reagiert Frankreich-Trainer Didier Deschamps und brachre Antoine Griezmann für den schwachen Olivier Giroud. Dieser Wechsel und die Umstellung waren goldrichtig, zumal Benzema auf seine angestammte Position im Angriffszentrum zurückkehren konnte, wo sich dem Torjäger gleich zwei gute Chancen boten. Beim Lattenknaller von Yohan Cabaye, der wunderbar aus 18 Metern abzog, waren die Nigerianer dann auch noch mit dem Glück im Bunde. Frankreich witterte in der Schlussphase seine Siegchance und wollte Nigeria den K.o. Verpassen. In der 79. Minute war es dann soweit und Pogba köpfte nach einem dicken Patzer des zuvor starken haltenden Enyeama das erlösende 1:0. Von diesem Schock sollten sich die immer müder wirkenden Nigerianer nicht mehr erholen und den Super Eagles fehlte der Glaube und Wille. In der Nachspielzeit bugsierte Joseph Yobo eine Valbuena-Hereingabe noch ins eigene Tor.
Unterm Strich ein verdienter, aber keinesfalls überzeugender Sieg der Equipe Tricolore, die sich nach der 60. Minute deutlich steigerten. Nigeria war in der Offensive zu harmlos und schwach, wobei letztendlich die größere individuelle Klasse der Franzosen für den Erfolg ausschlaggebend war.
Stimmen nach dem Spiel:
Didier Deschamps (Trainer Frankreich): „Den Einzug ins Viertelfinale werden wir erst einmal auskosten. Es ist ein großes Glücksgefühl. Aber das Turnier ist für uns noch nicht zu Ende, es war nur eine weitere Etappe.“
Stephen Keshi (Trainer Nigeria): „Es ist sehr schade, dass wir dieses Spiel verloren haben. Das haben wir nicht verdient. Natürlich glaube ich, dass wir gezeigt haben, dass wir zu den besten Teams gehören. Dass wir verloren haben, ist natürlich nicht gut.“
Spiel | Datum - Uhrzeit | TV | Spielort | Team 1 | Team 2 | Ergebnis |
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AF 1 | Sa. 28.06. 18:00 | ARD | Belo Horizonte | Brasilien (Sieger Gruppe A) | Chile (Zweiter Gruppe B) | 4:3 (1:1) n.E. |
AF 2 | Sa. 28.06. 22:00 | ARD | Rio de Janeiro | Kolumbien (Sieger Gruppe C) | Uruguay (Zweiter Gruppe D) | 2:0 (1:0) |
AF 3 | So. 29.06. 18:00 | ARD | Fortaleza | Niederlande (Sieger Gruppe B) | Mexiko (Zweiter Gruppe A) | 2:1 (0:1) |
AF 4 | So. 29.06. 22:00 | ARD | Recife | Costa Rica (Sieger Gruppe D) | Griechenland (Zweiter Gruppe C) | 6:4/1:1 (1:0) n.E. |
AF 5 | Mo. 30.06. 18:00 | ZDF | Brasilia | Frankreich (Sieger Gruppe E) | Nigeria (Zweiter Gruppe F) | 2:0 (0:0) |
AF 6 | Mo. 30.06. 22:00 | ZDF | Porto Alegre | Deutschland (Sieger Gruppe G) | Algerien (Zweiter Gruppe H) | 2:1 n.V. (0:0) |
AF 7 | Di. 01.07. 18:00 | ZDF | Sao Paulo | Argentinien (Sieger Gruppe F) | Schweiz (Zweiter Gruppe E) | 1:0 n.V. |
AF 8 | Di. 01.07. 22:00 | ZDF | Salvador | Belgien (Sieger Gruppe H) | USA (Zweiter Gruppe G) | 2:1 n.V. (0:0) |
So geht es weiter im Achtelfinale und Viertelfinale
Am heutigen Dienstag werden die letzten zwei Achtelfinal-Tickets vergeben. Dabei kommt es um 18.00 Uhr zum Duell zwischen Argentinien gegen Schweiz und um 22.00 Uhr stehen sich Belgien und die USA gegenüber. Die Begegnungen werden live im ZDF übertragen.
Am Mittwoch und Donnerstag macht die WM dann erstmal Pause, bevor es Freitag (4. Juli) mit dem Viertelfinale weitergeht. Dann werden Deutschland und Frankreich die Runde der letzten Acht um 18 Uhr eröffnen, danach ist dann Gastgeber Brasilien gegen Kolumbien im Einsatz.