Wer gedacht hätte, der erste Tag der K.-o.-Runde bei der Fußball-WM 2014 in Brasilien sei an Dramatik nicht mehr zu toppen gewesen, der wurde am zweiten Tag mit den Achtelfinalen drei und vier eines Besseren belehrt. Erst brachte die Partie zwischen Mexiko und den Niederlanden eine tragische Wende für El Tri. Dann lieferten sich Costa Rica und Griechenland ein packendes Duell bis – im wahrsten Sinne des Wortes – zum Umfallen. Erst im Elfmeterschießen wurde der Krimi in Recife entschieden.
Recife. Sie sind sich schon einmal begegnet, Theofanis Gekas und Keylor Navas. Zwei Jahre liegt es zurück, da heuerte Griechenlands Stürmer bei UD Levante an, wo auch der Torwart von Costa Rica seit 2011 unter Vertrag steht. Gekas allerdings löste seinen Kontrakt nach nur vier Spieltagen wieder auf, flüchtete aus Spanien, ging zurück in die Türkei. Ob Keylor Navas ein fotografisches Gedächtnis hat, ist nicht überliefert. Zumindest jedenfalls wusste der Mann zwischen den Pfosten von Costa Rica offenbar ganz genau, wohin Gekas im finalen Shoot-out zielen würde – und parierte spektakulär. Es war die Szene, die das vierte Achtelfinale entscheiden sollte.
Costa Rica – Griechenland: Ticos sensationell im Viertelfinale
Viel passierte nicht. Die Fußballfans in der Arena Pernambuco in Recife erlebten eine ganz maue erste Hälfte, in der beiden Teams die Nervosität anzumerken war. Doch im zweiten Abschnitt nahm das vierte Achtelfinale der WM 2014 in Brasilien dann so richtig an Fahrt auf. Bryan Ruiz sorgte dafür, als er kurz nach Wiederanpfiff vom Strafraumeck flach und ein wenig unkonventionell abzog, das Leder im rechten unteren Eck einschlug. Griechenlands Keeper Kamezis konnte nur schauen und staunen (52.). Die Ticos lagen in Front, mussten kurz darauf allerdings auch mit einem Mann weniger auskommen. Denn Oscar Duarte kassierte in der 66. Minute die Gelb-Rote Karte. In Überzahl wurde der Druck der Griechen immer stärker. Mittlerweile hatte Fernando Santos mit Mitroglou und Gekas aus zwei weitere Stürmer eingewechselt, die für Wirbel sorgten.
Doch die Zeit rannte Hellas davon. Es war gerade die erste Minute der Nachspielzeit angebrochen, als es dann Theofanis Gekas war, der mit einem Drehschuss Navas prüfte. Der wehrte ab, allerdings nicht gut genug. Borussia Dortmunds Sokratis fiel der Ball vor dem Fuß – 1:1! Das Match ging in die Verlängerung, in der beide Mannschaften stehend k.o. wirkten. Umso beeindruckender, wie sicher und souverän sie dann allesamt im Elfmeterschießen ihre Schüsse versenkten. Alle – bis auf einen: Theofanis Gekas schoss eigentlich gar nicht unplatziert, doch Keylor Navas entschärfte den vierten Elfer der Hellenen. Michael Umana war noch an der Reihe, drosch das Leder unter den Giebel. Costa Rica steht nach dem 5:3 im Elfmeterschießen und 6:4 in der Endabrechnung im Viertelfinale!
Niederlande – Mexiko: Klaas Jan Huntelaar bringt die Wende
Sie nennen ihn El Piojo, die Laus. Keiner jubelt so schön, wie Mexikos Trainer Miguel Herrera. Der durfte im dritten Achtelfinale lange Zeit absolut zufrieden sein mit der Vorstellung seiner Elf. Im Grunde genommen war er es auch noch hinterher. Nur fühlten sich Herrera und ganz Mexiko vom Schiedsrichter betrogen. Denn die Niederlande bekamen in der vierten (!) Minute der Nachspielzeit einen Elfmeter zugesprochen, den Klaas Jan Huntelaar vom FC Schalke gnadenlos zum 2:1-Sieg für Oranje verwandelte. Zuvor war Robben geschickt eingefädelt gegen Rafael Marquez. Herrera tobte, doch damit war das aus von El Tri besiegelt. Es war besonders bitter, denn bis zur 87. Minute hatten die Mexikaner durch einen tollen Distanzschuss von Giovani dos Santos mit 1:0 in Führung gelegen (48.). Dieser Vorsprung ging absolut in Ordnung, den Niederlanden fiel wenig bis gar nichts ein. Nicht ein Mal kamen sie in der ersten Hälfte gefährlich vor das mexikanische Tor. Das heißt, ein Mal schon, als Arjen Robben quasi gleich doppelt gefoult wurde, da allerdings ein Elfmeterpfiff noch ausgeblieben war.
Im zweiten Abschnitt, vor allem nach dem 0:1, wurde die Elftal besser, stärker, gefährlicher, scheiterte aber mehrere Male an Teufelskerl Ochoa zwischen den Pfosten, der wieder einmal Glanzparaden am Fließband lieferte. Nur beim Gewaltschuss von Wesley Sneijder in der 88. Minute hatte er keine Abwehrchance. Als alle schon mit einer Verlängerung rechneten, schlugen die Holländer dann zum zweiten Mal gnadenlos zu. Mexiko flog damit zum sechsten Mal in Serie im Achtelfinale der letzten sechs WM-Endrunden raus. Dieses Mal war das Aus besonders bitter.
Spiel | Datum - Uhrzeit | TV | Spielort | Team 1 | Team 2 | Ergebnis |
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AF 1 | Sa. 28.06. 18:00 | ARD | Belo Horizonte | Brasilien (Sieger Gruppe A) | Chile (Zweiter Gruppe B) | 4:3 (1:1) n.E. |
AF 2 | Sa. 28.06. 22:00 | ARD | Rio de Janeiro | Kolumbien (Sieger Gruppe C) | Uruguay (Zweiter Gruppe D) | 2:0 (1:0) |
AF 3 | So. 29.06. 18:00 | ARD | Fortaleza | Niederlande (Sieger Gruppe B) | Mexiko (Zweiter Gruppe A) | 2:1 (0:1) |
AF 4 | So. 29.06. 22:00 | ARD | Recife | Costa Rica (Sieger Gruppe D) | Griechenland (Zweiter Gruppe C) | 6:4/1:1 (1:0) n.E. |
AF 5 | Mo. 30.06. 18:00 | ZDF | Brasilia | Frankreich (Sieger Gruppe E) | Nigeria (Zweiter Gruppe F) | 2:0 (0:0) |
AF 6 | Mo. 30.06. 22:00 | ZDF | Porto Alegre | Deutschland (Sieger Gruppe G) | Algerien (Zweiter Gruppe H) | 2:1 n.V. (0:0) |
AF 7 | Di. 01.07. 18:00 | ZDF | Sao Paulo | Argentinien (Sieger Gruppe F) | Schweiz (Zweiter Gruppe E) | 1:0 n.V. |
AF 8 | Di. 01.07. 22:00 | ZDF | Salvador | Belgien (Sieger Gruppe H) | USA (Zweiter Gruppe G) | 2:1 n.V. (0:0) |
So geht es weiter im Achtelfinale und Viertelfinale
Das Viertelfinale, das für den kommenden Samstag (5. Juli) um 22 Uhr vorgesehen ist, steht damit fest. Dann begegnen sich in Salvador die Niederlande und das Überraschungsteam dieser WM, Costa Rica. Heute geht es zunächst mit den Achtelfinal-Paarungen Nummer fünf und sechs weiter. Zunächst messen sich ab 18 Uhr Frankreich und Nigeria, dann spielt ab 22 Uhr die deutsche Nationalmannschaft gegen Algerien auf. Am Dienstag wird das Achtelfinale mit den Spielen Argentinien gegen die Schweiz und Belgien gegen die USA abgeschlossen.