Als größte Überraschung reiste der Gladbacher Christoph Kramer mit ins Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft nach Südtirol und galt für viele als einer der ersten Streichkandidaten. Doch mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Lars Bender änderte sich die Situation für Kramer grundlegend, und spätestens nach dem Lob von Bundestrainer Joachim Löw ist vielen klar, Kramer wird als Spieler zur WM nach Brasilien fahren.
Christoph Kramer wurde erstmals für das Länderspiel gegen Polen (0:0) in den Kreis der Nationalmannschaft berufen. Für viele war er nur ein Auffüllkandidat weil der Bundestrainer auf den Grossteil seiner Stammkräfte verzichten musste. Doch als die Nominierung für das Trainingslager bekannt gegeben wurde, rieben sich so einige verwundert die Augen. Daher sahen die meisten Experten in Kramer einen der vier Streichkandidaten für den endgültigen WM-Kader des DFB-Teams. Doch mit Beginn des Trainingslagers hinterließ der 1,90 Meter große Mittelfeldspieler gleich einen tollen Eindruck beim Bundestrainer, denn Kramer sei „laufstark, unheimlich belastbar, immer anspielbar, präsent und körperlich sehr, sehr fit“, lobte Löw: „Mein Eindruck von ihm ist absolut positiv.“ Und mit der Verletzung von Lars Bender und den Fragezeichen hinter dem Fitnesszustand von Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger rückte der 23-Jährige ins Blickfeld.
Kramer selbst überrascht
Nicht nur für viele Experten auch für ihn selber kam die Nominierung überraschend: „Erst einmal war ich baff, weil ich es vorher nicht so auf dem Schirm hatte, dass man den 30er-Kader noch umstellen kann“, berichtet Kramer beim Medientag im deutschen Teamhotel: „Ich habe mich tierisch gefreut, dass es für mich noch einmal für zehn Tage weitergeht, weil mir das Spiel super viel Spaß gemacht hat.“ Doch wenn man die Situation etwas genauer betrachtet, dann ist die Nominierung sogar sehr schlüssig. Besonders im Mittelfeld mangelt es Bundestrainer Löw an Alternativen. Bastian Schweinsteiger laboriert ebenso an einer Verletzung wie Kapitän Philipp Lahm. Sami Khedira spielte zwar zuletzt im Champions League-Finale mit Real Madrid (4:1 n.V. gegen Atletico Madrid), doch ob die fehlende Kraft, Spritzigkeit und Spielrhythmus bis zum WM-Start kompensiert werden kann, ist ungewiss.
Kramer wie ein Duracell-Hase
Kramer steht dagegen voll im Saft und ist ein wahrer Kilometerfresser. Im Schnitt lief der junge Gladbacher 13 Kilometer pro Spiel, so viel wie kein anderer Spieler in der Bundesliga. „Ob das immer so sinnvoll ist, wenn man viel läuft, darüber kann man sich bei manchen Positionen streiten“, sagte Kramer schmunzelnd: „Aber auf der Position, wo ich spiele, kann es nicht verkehrt sein.“ Schon bei seinem Debüt im Deutschlandtrikot setzte er auf der Sechser-Position einige Akzente und hatte mit 101 Ballkontakten und 33 Zweikämpfen die meisten von allen Spielern.
Kramer auf Khediras Spuren der WM 2010?
Der Bundestrainer hat sehr wohl die Leistung von Kramer registriert auch wenn es noch „einiges gibt, was er verbessern muss.“ Doch Löw findet anscheinend immer mehr Gefallen an dem Gedanken, dem Rohdiamanten Kramer den letzten Schliff zu verpassen. Denn spricht man Löw auf die Wahrscheinlichkeit von Kramer als WM-Fahrer an, betont der Bundestrainer: „Seine Chancen sind gut.“ So könnte Kramer in die Fußstapfen von Khedira treten, der bei der letzten WM 2010 von der Verletzung von Michael Ballack profitierte und selbst zum Star avancierte.
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