Die DFB-Auswahl hat am 2. Spieltag der EM 2016 Qualifikation eine überraschende wie gleichermaßen auch unnötige Pleite gegen Polen kassiert. In Warschau musste sich der Weltmeister mit 0:2 geschlagen geben, obwohl die deutsche Nationalmannschaft deutlich mehr Spielanteile und zahlreiche Großchancen hatte. Für Deutschland, die bereits beim 2:1-Auftakterfolg gegen Schottland ihre liebe Mühe und Not hatte, war es die erste Niederlage in einem Qualifikationsspiel seit November 2007, als man jedoch in einem unbedeutenden Match Tschechien 0:3 unterlegen war. Zudem bedeutet das 0:2 vom Samstag die erste Pleite gegen Polen in der DFB-Historie.
Die Tabelle der Gruppe D
Team | Spiele | G | U | V | Tore | Diff. | Punkte | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Polen | 2 | 2 | 9:0 | + 9 | 6 | ||
2 | Irland | 2 | 2 | 9:1 | + 8 | 6 | ||
3 | Schottland | 2 | 1 | 1 | 2:2 | 0 | 3 | |
4 | Deutschland | 2 | 1 | 1 | 2:3 | - 1 | 3 | |
5 | Georgien | 2 | 2 | 1:3 | - 2 | 0 | ||
4 | Gibraltar | 2 | 2 | 0:14 | - 14 | 0 |
Deutschland war im mit 56.934 Zuschauern ausverkauftem Nationalstadion in Warschau von Beginn an bemüht, das Zepter zu übernehmen. Das gelang auch, doch trotz deutlich mehr Spielanteile konnte sich die deutsche Elf, bei der u.a. mit Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira, Marco Reus und Mesut Özil einige Stammkräfte fehlten, vorerst keine Chance erspielen. Die zurückhaltenden Polen verteidigten geschickt und machten es Deutschland schwer. Doch mit zunehmender Spieldauer sprangen die ersten Tormöglichkeiten für den Weltmeister heraus, wobei vor allem vom agilen und fleißigen Debütanten Karim Bellarabi viel Gefahr ausging. Doch der schnelle Flügelflitzer von Bayer Leverkusen, der sich für weitere Einsätze im DFB-Trikot empfehlen konnte, ließ ebenso wie Mats Hummels und Thomas Müller seine Chance zur Führung ungenutzt. So ging es nach torlosen 45 Minuten in die Kabine.
Milik stellt Spielverlauf auf den Kopf
Nachdem sich nach dem Wechsel vorerst das gleiche Bild auf dem Rasen bot, stellte Polen den Spielverlauf in der 51. Minute auf den Kopf. Die Hausherren fuhren einen Konter und BVB-Akteur Lukasz Piszczek flankte butterweich in den 16er wo Arkandiusz Milik mit dem Kopf zur Stelle war und die Kugel vor dem herausgeeilten Manuel Neuer in die Maschen einnicken konnte. Aber nicht nur Neuer, der die Flanke falsch berechnete, sondern auch Hummels, dem Milik im Rücken enteilte, gaben bei dieser Aktion eine unglückliche Figur ab.
Doch die DFB-Elf zeigte sich vom überraschenden und unverdienten 0:1-Rückstand wenig beeindruckt und intensivierte seine Angriffsbemühungen. Dabei erspielte sich die Adlerträger in Person von Bellarabi, Erik Durm und Andre Schürrle wieder Großchancen, die mitunter aber kläglich vergeben wurden. Die beste Gelegenheit zum längst verdienten Ausgleich hatte der eingewechselte Lukas Podolski, der aber mit seinem sehenswerten Volley-Linksschuss nur die Latte traf. Deutschland hatte an diesem Abend Fortuna einfach nicht auf seiner Seite, wobei sich auch angesichts von einem Torschussverhältnis von 29:5 zugunsten der DFB-Elf etwas Unvermögen einmischte.
Effektive Polen kontern DFB-Team aus
In der Schlussphase setzte Bundestrainer Joachim Löw durch die Einwechslungen von Podolski, Julian Draxler und Max Kruse noch einmal alles auf eine Karte und brachte seine gesamte Offensiv-Power, doch der Treffer sollte auf der anderen Seite fallen. Denn den Polen boten sich angesichts der deutschen Angriffsbemühungen zwangsläufig Räume. So auch in der 88. Minute, als der ansonsten eher unauffällige Robert Lewandowski Durm nach einem Einwurf geschickt vom Leibe hielt und mittels Querpass den mitgelaufenen Sebastian Mila mustergültig im Strafraum bediente. Dieser ließ Neuer keine Abwehrchance und bugsierte das Leder platziert zum entscheidenden 2:0 in die Ecke und
Polen Erster – Deutschland Vierter
Polen, die zum Auftakt in Gibraltar ein 7:0-Schützenfest feierten, führen die Gruppe D mit einer makellosen Bilanz von 6 Punkten und 9:0 Toren vor dem punktgleichen Irland an, die ihrerseits Gibraltar mit 7:0 vom Platz fegten. Deutschland (3 Punkte) ist hingegen hinter Schottland (3) Vierter und steht am Dienstag im dritten Qualispiel gegen Irland in Gelsenkirchen schon etwas unter Druck. Sollte sich der Weltmeister einen Ausrutscher leisten und nicht die drei Punkte gegen die kampfstarken Iren einfahren, dürfte es rund ums DFB-Team ordentlich Diskussionen geben. Polen muss hingegen in Schottland antreten und könnte mit einem Sieg bei den Bravehearts einen nächsten großen Schritt in Richtung Frankreich und EM 2016 machen.
Polen Deutschland: Die Stimmen zum Spiel
Joachim Löw (Bundestrainer): „Wir sind natürlich enttäuscht. Eigentlich kann man der Mannschaft keinen Vorwurf machen, vielleicht einen: Wir sind mit den Chancen zu fahrlässig umgegangen. Die Spielanlage war in Ordnung, wir haben viele Möglichkeiten kreiert und ja fast auf ein Tor gespielt. Polen macht dann mit dem ersten Schuss aufs Tor das 1:0. Wir müssen jetzt mit Blick auf Dienstag gegen Irland schauen, dass wir jetzt eine gute Reaktion zeigen und Kräfte sammeln.“
Manuel Neuer (Kapitän): „Die Niederlage war vermeidbar. Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht. Wenn wir in Führung gehen, gewinnen wir auch. Beim ersten Gegentor komme ich zu spät, mein Fehler.“
Mats Hummels: „Wir haben kein Tor gemacht. Das ist bei der Anzahl der Chancen ein Witz. Dann kann so ein Spiel schon mal kippen.“
Karim Bellarabi: „Wir hatten uns vorgenommen, drei Punkte zu holen. Leider hat es nicht gereicht. Jetzt müssen wir am Dienstag gegen Irland gewinnen.“
Thomas Müller: „Wir werden nicht innerhalb einer halben Stunde einschlafen und müssen das Spiel erst einmal verarbeiten.“
Lukasz Piszczek (Polen): „Wir haben das erste Mal gegen Deutschland gewonnen und sind überglücklich. Man hat im Stadion gesehen, wie viel das den Menschen im Land bedeutet. Wir haben Geschichte geschrieben. Wir haben auf unsere Konterchancen gewartet, und das hat gut funktioniert, auch wenn wir etwas Glück gehabt haben. Den Unterschied hat gemacht, dass wir unsere Chancen genutzt haben.“